Eigentlich hätten wir das hier schon längst hinter uns, wenn sich die Ratsmehrheit dazu durchgerungen hätte, den NachtragsHH schon vor der Sommerpause zu genehmigen. Ich habe damals, mit weinendem Herzen, aber in der Überzeugung der Notwendigkeit für den Nachtrag gestimmt, aber es kam wie bekannt zu einer Haushaltssperre. Daher nun noch mal das gleiche Spiel.

Ich kann der Ratsmehrheit ja eigentlich nur recht geben, der großen Wurf ist dieser NachtragsHH nicht, aus meiner Sicht heraus allerdings aus anderen Gründen als hier bisher betont.

Der Personalkostenansatz ist aus meiner Sicht ungenügend. Schon jetzt kann in Langenhagen nicht jede Stelle adäquat besetzt werden. Das liegt einerseits an der Wiederbesetzungssperre, aber andererseits und das halte ich für viel fataler, am herrschenden Fachkräftemangel. Da ist es dann zwar recht einfach, schnell mal weniger Personalkosten einzustellen – aber gleichzeitig ist es auch ein völlig falsches Signal.

Im Jahr 2030 werden in Deutschland rund 270.000 Verwaltungsangestellte und Bürofachkräfte fehlen und damit sind dann 2030 über 800.000 Stellen unbesetzt. Diese Zahlen lieferte PriceWaterhouseCoopers schon im Jahr 2017. Wir stehen vor einem Generationswechsel, der weit über die übliche Fluktuation hinausgeht. Wir müssen uns also dringend der Frage stellen, wie die Stadt Langenhagen ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeiter*innen in der nahen Konkurrenz der Region Hannover und der Stadt Hannover decken kann. Die Studie von pwc empfiehlt Maßnahmen wie altergemischte Teams, vorgezogene Einstellung insbesondere von jungen Mitarbeit*innen sowie die Entwicklung von Senior-Expertenpools und flexible Ruhestandsregelungen, um das Potential älterer Mitarbeiter*innen zu nutzen. Außerdem schreibt die Studie einem motivierenden und gut ausgestatteten Arbeitsumfeld eine große Bedeutung zu. Beispielsweise mit einer wertschätzenden Vertrauenskultur…

Und in Langenhagen? Schon jetzt sind in unserer Verwaltung von insgesamt über 1000 Stellen (Probezeit und Ausbildung eingerechnet) mehr als 250 Stellen unbesetzt.

Welchen Schluss zieht der Rat Langenhagen in seiner Mehrheit daraus? Wollen wir in weiser Voraussicht schon mal den Stellenplan weiter kürzen? Ja, das kann so gemacht werden – ich halte das aber für keine kluge Idee. Und das Bestreben einzelner Mitglieder dieses Rats, immer mal wieder die Unfähigkeit der Verwaltung auszurufen, trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, eine wertschätzende Vertrauenskultur zu schaffen. Die anfallende Arbeit wird nicht weniger, sondern definitiv mehr – und das wird auf dem Rücken der arbeitenden Kolleg*innen ausgetragen.

Im Weiteren möchte ich noch kurz auf den Antrag der Grünen eingehen. „Stellenausschreibungen erfolgen erst nach Freigabe durch den Rat“ kann da gelesen werden. Sorry, aber das ist das Geschäft der laufenden Verwaltung, die werden dafür bezahlt. Ich glaube, dass die Gremien dieses Rates reichlich überfordert wären, wenn auch das noch ehrenamtlich entschieden werden soll. Spart aber bestimmt auch noch mal Geld, da die Abläufe dann noch mal ohne Not verlängert würden.

„Alter Wein in erneuerten Schläuchen“ möchte ich es nennen, wenn im 2. Punkt schon wieder mal von 15 % Reduzierung der Investitionsansätze mit der Rasenmäherschnitttechnik gefordert werden. Neu daran ist, dass nun noch „Die Ergebnisse der Überprüfungen möglichst mit mehreren Entscheidungsalternativen vorgelegt werden“ sollen. Wem? Am besten dem Rat, wir haben ja sonst nix auf der Tagesordnung.

Und Punkt 3 des Antrages bekommt von mir ein Fleißsternchen, qualitativ sehr hochwertig formuliert, jeder Nicht-Bau-Ing. muss erstmal googlen, um ihn zu verstehen. Ansonsten auch dieses das Feld der Verwaltung, die die notwendigen DIN-Normen bestimmt auch schon kennt und hoffentlich schon längst anwendet.

Ich verzichte darauf auf den nächsten Abschnitt dieses Antrages „Als Vorbereitung für den Haushalt 2019“ einzugehen. Wir befinden uns in der Beratung des NachtragsHH 18, das ist jetzt nicht dran.

Meine Damen und Herren, wie schon beim ersten Einbringen des Nachtragshaushaltes werde ich – schweren Herzens – diesem Nachtrag zustimmen. Sollte allerdings der Antrag der Grünen Teil dieses Nachtragshaushaltes werden, gibt mir das die Gelegenheit, dann doch mit NEIN stimmen zu können.